Erste Messy Church nahe Portsmouth / Südengland
Filmclip, Verbreitung durch die Fresh X Bewegung
Auch auf den Falklands gibt es Messy Church
402 Messy Churches registriert
Deutsches Messy Church-Buch: „Überraschungskirche“
1873 Messy Churches sind registriert
Kliederkerk startet als holländische Version
Messy Church does science: Versuchs-Stationen
Abstimmungsprozess: „Kirche Kunterbunt“ als Name
Bundesweites Kirche Kunterbunt-Projekt startet
So jung ist Kirche Kunterbunt
2004 wurde Kirche Kunterbunt als Messy Church in Südengland geboren. Heute gibt es 5000 solcher Initiativen in über 30 Ländern. Aber immer noch versprüht die Bewegung pubertären Charme in einer sehr seriösen kirchlichen Welt.
An der Wiege dieser neuen Form von Kirche stand Lucy Moore, eine leidenschaftliche und kreative Religionspädagogin. Sie prägt bis heute die Bewegung. 2004 suchte sie mit ihrem Team in St. Wilfrid’s, nahe Portsmouth, nach einem neuen Weg. Lassen sich Kinder mit der frohen Botschaft erreichen – zusammen mit ihren Eltern, Onkeln oder Omis? Ein schönes Gebäude hatten sie ja in dieser anglikanischen Gemeinde. Aber es stand meistens leer. Und ihr Vorort hatte durchaus einige sozialen Probleme. Mehr Miteinander und mehr Gemeinschaft, könnte ihre Gemeinde dafür was tun? Bisher bot die Kirche nichts, was die Familien vor Ort wirklich reizte.
Eine Handvoll kreativer Leute beschloss das zu ändern. Sie experimentierten mit kreativen Stationen, mit einer Aktiv- und Feierzeit für alle Altersgruppen. Und natürlich: es musste was zum Essen geben. Die erste Messy Church war geboren.
Zeitgleich begann in England 2004 die „fresh expressions of church“-Bewegung. Das Fresh X-Team war von der Messy Church -Idee begeistert und verbreitete sie über „Visiondays“ und durch einen ersten Clip. Da Lucy Moore damals schon für die Bible Reading Fellowship (BRF) arbeitete, wurde BRF zur Träger-Organisation für die Bewegung, die sich rasch ausbreitete. Schulungen, „Fiestas“ und runde Tische brachten lokale Initiatoren zusammen, „regional coordinators“ wurden eingesetzt und viele Ressourcen entstanden, bis hin zu einer eigenen Zeitschrift.
In über 30 Ländern
Messy Church verbreitete sich rasend schnell in unterschiedlichen Denominationen, zunächst vor allem im englischsprachigen Raum. Kirchenhistoriker sehen heute teilweise eine Parallele zur Ausbreitung der Sonntagsschul-Bewegung ab 1770. Inzwischen gibt es auch in den Niederlanden (Kliederkerk) und in skandinavischen Ländern eine sehr vitale und wachsende Bewegung.
Dieses weltweite Netzwerk in mehr als 30 Ländern zu unterstützen ist herausfordernd, auch finanziell. Aber auch inhaltlich gibt es spannende Weiterentwicklungen. Projekte wie „Messy Church does science“ (wissenschaftliche Versuche für Grundschüler mit biblischem Bezug) oder „Messy discipleship“ (Glaubenspraxis für zuhause und für den Alltag) setzen neue Akzente.
Auch erste Ableger gibt es inzwischen. „Messy Vintage“ wendet sich an ältere Menschen und „Sweaty Church“ bietet eine sportliche Variante. Die grundlegenden Werte und Praktiken aber bleiben: gastfreundlich zu sein, kreativ, fröhlich feiernd, generationenübergreifend und christuszentriert.
Und in Deutschland?
Auch in Deutschland wurden Gemeinden auf Messy Church aufmerksam. 2011 erschien das erste Buch von Lucy Moore unter dem Titel „Überraschungskirche“. Susanne Paul, eine Pastorin in der Landeskirche Hannovers, schrieb nicht nur das Vorwort, sondern setzt seit Jahren das Konzept auch jeden Monat in Burgdorf bei Hannover um.
Recherchen 2018 ergaben, dass die Messy Church-Idee unter einem Dutzend origineller Namen praktiziert wird. Meist mit viel kreativer Energie, aber leider oft nur als Quartals-Event, seltener mit der Vision eines neuen Beziehungsnetzwerkes und einer „fresh expression of church“. Neben Überraschungs- und Ü-Kirchen finden sich Tohuwabohu- Wusel- oder Chaos-Kirchen. Oder das Format fingiert unter Abenteuerzeit, Farbklecks und anderen Wortschöpfungen. Verglichen mit anderen Ländern war die deutsche Bewegung aber bisher klein.
Unter dem Dach von „Fresh X Netzwerk e.V.“ startete 2017 eine kleine Initiative im Ev. Jugendwerk in Württemberg (EJW), um Messy Church auch im deutschen Sprachraum stärker zu verbreiten. In einem Abstimmungsprozess schälte sich „Kirche Kunterbunt“ als gemeinsamer Name für die Bewegung heraus. Pippi Langstrumpf ist in deutschen Kinderzimmern recht präsent und verkörpert zudem viel vom „spirit“ der Bewegung. Das freche Mädchen mit den waagrecht abstehenden Zöpfen bringt auch bei Erwachsenen etwas zum Klingen. So unbekümmert, so abenteuerlustig wären sie auch gerne mal wieder. Geht das auch in Sachen „Glaube“?

Warum nicht „religiös Unmusikalische“ und Skeptiker mit einer frischen Form von Kirche überraschen? Kirche Kunterbunt kann einen Raum bieten, um zwanglos den christlichen Glauben neu zu entdecken.
Im Frühjahr 2019 erschien die erste Auflage von „Kirche Kunterbunt“. Finanziert vor allem durch eine katholische Stiftung, durch Spenden und Geldgeber konnte 2019 ein kleines Team starten. Regionale Netzwerk-Knoten in Bayern, Württemberg, Baden, Westfalen und im Rheinland und Ansprechpersonen in Kirchen und Verbänden bieten Unterstützung beim Start und helfen bei einer ersten Vernetzung der Praktiker*innen. Immer mehr Veranstaltungen finden regional statt.
Ein Büro im EJW kümmert sich um Öffentlichkeitsarbeit, Ressourcen, Überzeugungsarbeit und die Gesamt-Koordination, vor allem durch bundesweite Strategie-Workshops.
Mit wenig Ressourcen, aber mit einer großen Vision enstand auch in Deutschland eine konfessions-übergreifende Bewegung.
Kirche Kunterbunt wurde zu einem Raum werden, in dem viele Menschen zwanglos den christlichen Glauben neu zu entdecken begannen.
Im Januar 2024 wurde die Team-Zeit-Box veröffentlicht. Ein Gesprächswerkzeug mit 60 Impulsfragen, durch das sich lokale Teams selbstständig reflektieren können.
Im November 2024 fand die erste große Kirche Kunterbunt Konferenz in Nürnberg mit über 400 Teilnehmenden statt. Neben einer großen gemeinsamen Kirche Kunterbunt Feier XXL erlebten die Gäste in über 25 Workshops und inspirierenden Impulsen von Sandra Bils, Tobias Aldinger und Katharina Freudenberg, dass ihr Engagement ein wichtiger Beitrag für die Kirche der Zukunft ist. Sandra Bils von der Arbeitsstelle midi brachte es auf den Punkt: „Denkt nicht: Ich bastle da nur ein bisschen. Nein, das, was ihr tut, ist die Kirche der Zukunft – ihr seid Kirche!“
Die Konferenz führte sinnbildlich durch die Jahreszeiten: vom ruhigen Winter über den hoffnungsvollen Frühling, den staunenden Sommer und den ideenreichen Herbst mit einem bunten Ideen-Konfetti bis zur erfrischenden Limonadenbaum-Zeit. Hier findet sich ein lebhafter Einblick.
Im April 2025 wird das Familien-Wimmel-Glauben-Entdecken-Buch veröffentlicht. Ein Erlebnis- und Gemeinschaftsbuch für kleine Familiengruppen, die draußen oder drinnen Glauben entdecken und leben möchten. Nach nur einer Woche wird bereits die 2. Auflage gefeiert.
Heute staunen wir über die stetig wachsende Bewegung: 15 Ansprechpersonen in 11 evangelischen Landeskirchen, 13 aus den Bistümern sowie Vertretungen aus der evangelisch-methodistischen Kirche, der FEG, dem Gemeindejugendwerk und dem CVJM engagieren sich für Kirche Kunterbunt. Monatlich entstehen 8–11 neue Initiativen im deutschsprachigen Raum. Im Mai 2025 sind bereits über 350 Initiativen registriert und stetig erleben wir Wachstum.
Wer will, kann durch den Newsletter und über Instagram auf dem Laufenden bleiben. Kirche Kunterbunt lebt von Spenden und Stiftungsmitteln. Auch hier kann man sich beteiligen.